ALUMNI


Bernhard Stumpfhaus
Freischaffender Kunsthistoriker, Heilbronn
www.stumpfhaus.de

Nach Abschluß meines Studiums habe ich mich entschlossen, freiberuflich als Kunsthistoriker zu arbeiten. Man wird zwar nicht so reich, daß man von den Zinsen der Einkünfte leben könnte, doch es reicht und die Arbeit ist abwechslungsreich. Ich konnte in den Jahren nach der Promotion an allerhand verschiedenen, großen und kleinen, Projekten mitarbeiten, die mir eine Menge interessanter Kontakte und Ideen vermittelten. Ein ganz besonderes Ereignis war natürlich meine Mitarbeit am internationalen Kongreß Pathos, Affekt, Gefühl. Die Emotionen in den Künsten. Die Gespräche mit Peter Eisenman, Daniel Libeskind, Lars Spuybroek und vielen anderen waren sehr gewinnbringend. Ich hatte die Möglichkeit, auch einmal hinter die Kulissen zu schauen, um mir einen persönlichen Eindruck von Künstlern und ihrem Selbstverständnis anzueignen. Immerhin führte mich beispielsweise die Auseinandersetzung mit Spuybroek zu dem sehr innovativen, noch experimentellen, Projekt der Baubotanik an der Uni Stuttgart. Ich habe hier die jungen Architekten kennen lernen dürfen und befinde mich für weitere Unternehmungen mit ihnen im Gespräch.

Auch meine Mitarbeit an der Uni Bochum am DFG-Projekt Traum im Surrealismus, unter Monika Steinhauser, war anregend und wirkt fort. Die Auseinandersetzung mit dem Surrealismus hat mich menschlich sehr angestoßen und profund viele meiner Sichtweisen moduliert. Die Arbeit an diesem Thema ist noch nicht abgeschlossen. Die Bekanntschaft mit Psychologen und Psychiatern des nahe bei Heilbronn, meinem derzeitigen Wohnsitz, gelegenen Klinikums am Weissenhof mündete in ein eigenständiges museales Projekt. Ich stieß in der Klinik auf einen großen Fundus an historischen Anstaltsfotografien, welchen ich für eine, jüngst abgeschlossene, Ausstellung an den Heilbronner Museen wissenschaftlich kuratiert habe. Nun befinden sich die Bilder im Staatsarchiv Ludwigsburg und ich werde wohl eine weitere Ausstellung zu diesem Thema kuratieren. Vielleicht wird es ja eine bundesweite Wanderausstellung geben?

Neben diesen, eher umfangreicheren Projekten, arbeite ich mit einigen Künstlern zusammen. Diese Tätigkeit verschafft mir nicht nur Einblicke in die Kreativprozesse heute, sondern gewährt mir auch die Möglichkeit, mich mit den aktuellen Gegebenheiten und Gesetzmäßigkeiten am derzeitigen Kunstmarkt zu konfrontieren. Übrigens habe ich mein Büro zufällig in der Dachschräge eines buddhistischen Zentrums, und ich begegne Menschen und Schicksalen, die mir ein anderer Lebensweg vielleicht nicht beschert hätte, etwa den Insassen einer Psychiatrie oder Künstlern, die ihr Leben in abgelegenen Winkeln dieses Landes als Kunstwerk gestalten.

Bisher ist es mir gelungen, meinen Anspruch, Zeitgenossenschaft mit historischer Forschung zu verbinden, soweit einzulösen. Es ist durchaus mit Mühen verbunden, es geht nicht immer alles glatt. Aber die Abwägung von Mühen und Erfolgen schlägt für mich immer noch – auch in schwierigen Zeiten – zugunsten der letzteren aus.

 

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